
Urban Living
Urban Living ist derzeit nur ein kleines, dokumentarisches Nebenprojekt, aber eines, das mir wichtig ist.
Städte, selbst viele dicht besiedelte Großstädte, besitzen eine erstaunliche Vielfalt an Tieren. Manche davon sind nur Gäste auf ihren Streifzügen durch die Straßen. Viele andere leben in Parks und Grünanlagen. Aber was ist mit denen, die sich vollständig an die menschengemachte Umgebung angepasst haben, die wirklich in der Stadt wohnen?

Es gibt nicht wenige Tiere, die hier balzen, brüten, jagen, Junge aufziehen und ihr ganzes Leben zwischen Häusern verbringen und doch noch wild bleiben. Als Nistplätze nutzen sie Mauervorsprünge, Türme, Löcher in alten Mauern, Dachstühle, Bäume am Straßenrand und alles, was ihnen wenigstens etwas Schutz bietet.
Manche von ihnen sind vielen Menschen scheinbar verhasst — sie gelten als schmutzig und hässlich, werden oft bestenfalls ignoriert, schlimmstenfalls sogar noch gejagt und getreten, häufig spricht man von “Plagen”. Das gilt in Europa ganz besonders für Tauben, sowohl wilde Arten als auch verwilderte Tauben. Immerhin waren sie einmal Boten für uns Menschen, wurden für ihre Fähigkeiten geschätzt, bevor wir sie fallen gelassen haben. Ebenfalls oft ungern gesehen sind Möwen in der Stadt.
In anderen Regionen sind es andere Vögel. So etwa in Mittelamerika, wo es die Rabengeier sind, die die Städte übernommen haben. Sie sitzen an Häfen neben Braunpelikanen, an Märkten, auf Häusern und Türmen und kreisen stetig zu dutzenden über den Köpfen der Menschen. Schon alleine wegen der Vorurteile über Geier haben sie ein ähnlich schlechtes Image wie Tauben in Europa.

Andere Vögel werden schlicht nicht weiter beachtet. Gerade die häufigen Gartenvögel wie Blaumeise, Kohlmeise, Feldsperling und Amsel werden von vielen Menschen als selbstverständlich angesehen. Erstere erhalten oft wenigstens noch die Aufmerksamkeit eines gelegentlich aufgefüllten Vogelhäuschens, während Amseln von vielen Rasenliebhabern ungern gesehen werden, da sie auf der Suche nach Würmern im Boden herumpicken.
Vögel nutzen in alten Häusern und Gemäuern jedes kleine Loch, jede Vertiefung und jeden Vorsprung zum Nisten. In Deutschland sind es vor allem die Blaumeisen, die überhaupt nicht wählerisch sind und in Ruinen und Hauswänden, Dächern und Nistkästen, Büschen und in leerstehenden Baumhöhlen brüten.



