Ich musste oft zu den Wasserfällen fahren. Natürlich gelang mir das finale Foto nicht beim ersten Besuch, auch nicht mit den vorausgegangenen Planungen.
Vor Ort begann das Herumprobieren. Denn was sich nicht zu Hause planen lässt, sind Perspektiven und Motive. Wie setze ich den Wasserfall in Szene? Wie gestalte ich den Bildaufbau? Bei den ersten Besuchen testete ich einige Perspektiven aus. Keine davon gefiel mir. Zu Hause sah ich die Probleme: Ich war immer am Rand des Wasserlaufs gestanden, es gab keine Linien, die sich von mir weg entwickelten, stattdessen wirkten die Fotos wie eine distanzierte Betrachtung eines Wasserfalls. Außerdem war ich viel zu nah dran. Es war besser, den Wasserfall nicht ganz so groß im Bild zu haben und dafür Platz für andere gestalterische Elemente zu lassen.
Das hieß für den nächsten Besuch: Mehr Abstand, damit ich den Wasserlauf als Führungslinie nutzen konnte, und Gummistiefel - ich musste in das Flüsslein steigen.
Der nächste Besuch fiel ins Wasser. Bisher hatte ich mit dem Wetter Glück gehabt. Es sah schon am Vormittag unsicher aus, eine löchrige Wolkendecke, die in jede Richtung weiterziehen könnte. Wir fuhren erst einmal los und hatten dann aber schlichtweg Pech. Auf halbem Weg begann es zu schütten, und als wir den Parkplatz erreichten gesellte sich ein Gewitter dazu. Nach zwanzig Minuten, die wir im Auto saßen und warteten, wurde es nicht besser. Wir fuhren unverrichteter Dinge wieder zurück.
Aber trotzdem: Ich wusste jetzt alles, auch den Bildaufbau, und musste nur noch einmal beim richtigen Wetter hin. Es gelang an einem leicht bewölkten Tag Anfang Juni. Die Bedingungen waren perfekt, auch Touristen waren keine dort.
Auch dieses Mal musste ich noch etwas herumprobieren, verrückte das Stativ mal einen halben Meter nach rechts, mal zwei nach hinten. Schlussendlich kam ich zum finalen Bild. Das war mir vor Ort aber nicht nicht klar - ich habe einfach möglichst viel Material mitgenommen, und erst zu Hause am PC, als ich die Bilder sicherte, sah ich dieses eine und war zufrieden damit.
Nun kam noch ein Schritt, den ich jetzt aber nicht im Detail ausführe: die Bearbeitung. Selbstverständlich musste das RAW-Foto noch bearbeitet werden, vor allem wollte ich die helleren Farbtöne zum Leuchten bringen - ein Effekt, der hinter Acrylglas besonders gut wirkt.
Als auch das geschafft war, konnte ich endlich das fertige Bild vorlegen, schließlich musste ja nicht nur ich damit zufrieden sein. Es kam gut an, und nach etwas Bedenkzeit war klar, das wird es.
Nun hängt das Bild seit etwa zwei Jahren schon großformatig über dem Sofa und macht sich dort ausgesprochen gut.